Sonntag, 1. Juli 2007

Was man zum Internetfernsehen braucht

Hit-TV1

Interview mit Heiko Richter von Hit-TV, Portal für Internetfernsehen, http://hit-tv.eu

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Frage: Herr Richter, was braucht man alles, um Filmbeiträge von Internetfernsehsendern genießen zu können: einen starken Rechner, eine schnelle Internetverbindung, diverse Programme, usw.?

Antwort: Grundsätzlich gibt es heute unterschiedliche Herangehensweisen der Betreiber, die Internetfernsehen anbieten. Die Sender, die ein gestreamtes Angebot bieten, nutzen meist Windows Media oder Real Video. Beim Fernsehen (oder Video) auf Abruf setzen die meisten Anbieter auf das Flash Format oder wie wir bei Hit-TV.eu auf DivX.
Für Windows Media ist kein spezieller Player bzw. PlugIn notwendig, dieser ist bei allen Windows Versionen normalerweise dabei. Bei Real, Flash oder DivX kann man den Player oder das PlugIn kostenlos auf der jeweiligen Herstellerseite herunterladen. Dies kann man mit ruhigem Gewissen tun, da diese Downloads legal und sicher sind. Darüber hinaus gibt es weitere Player, die man kostenlos aus dem Netz laden kann.

Hat man den Player, braucht man natürlich eine entsprechende Verbindung zum Internet. Hier gilt, je schneller desto besser. Ebenso wie bei den Formaten ist es stark anbieterabhängig, mit welcher Bandbreite (Videoauflösung) der Stream in die Welt geschickt wird. Manche bieten sogar mehrere Streams, der Internetanschluss-Geschwindigkeit entsprechend, an. Beliebt ist bei gestreamten TV Programmen die Auflösung 320 x 240. Dies ist das berühmte Briefmarkenbild. Dies kann man schon mit einer 1000er DSL-Anbindung gut empfangen. Diese Größe entspricht einem Viertel der normalen TV-Auflösung. Im Vollbildmodus kann man es aber mit Qualitätseinschränkungen durchaus auf einem 17 Zoll-Monitor anschauen, auf einem 42 Zoll-Monitor sieht es aber unschön aus. Inzwischen ist es jedoch so, dass es bereits Internetsender gibt, die in voller TV-Auflösung senden, wie z.B. GigaTV. Hier wird mit 720 x 576 Bildpunkten gesendet. Dazwischen gibt es einige Varianten, mit mehr oder weniger guter Auflösung. Je höher die Auflösung und der Datendurchsatz, desto höher sollte auch die Internet-Anbindung sein und natürlich muss der Computer schnell genug sein, den Stream zu verarbeiten. Alle aktuellen PC Modelle schaffen dies jedoch problemlos. Wer es selbst ausprobieren möchte, kann dies gern bei unserer „Virtuellen Fernbedienung“ tun. Hier gibt es über 40 Internet-TV-Sender in unterschiedlichster Auflösung im gesamten Spektrum. Mit einem Doppelklick aufs Bild (oder rechte Maustaste--> Zoom --> Vollbild) kann man das Bild über den gesamten Bildschirm mehr oder weniger genießen.

Bei unseren eigenen Kanälen arbeiten wir prinzipiell mit einer Auflösung von 720 x 576 bei 4:3 und 720 x400 bei 16:9 Beiträgen und Sendungen. Das ist unser Qualitätsanspruch. Das Format DivX hat den entscheidenden Vorteil, dass es einerseits den Download puffert und erst zu spielen beginnt, wenn genügend Daten zum Anschauen im Hintergrund heruntergeladen sind, das es andererseits auch eine einfache Möglichkeit bietet, den Beitrag/die Sendung herunterzuladen (ist bei Hit-TV.eu für private Zwecke erlaubt) Diese können dann auf DVD, Chipkarte oder tragbaren Player geladen werden kann. Die meisten aktuellen DVD-Player können DivX verarbeiten, was bei den anderen Formaten meist nicht der Fall ist. Anders ausgedrückt heisst das, selbst wer nur einen ISDN Internet-Anschluss besitzt und einen etwas älteren Computer hat, kann sich unsere Beiträge, offline oder extern anschauen und muss nicht auf die volle TV-Auflösung verzichten. Selbst auf einem 42 Zoll- Monitor ist die Qualität durchaus annehmbar und fast mit dem herkömmlichen Fernsehen vergleichbar (zu manchen Sat Programmen sogar besser).

Im Unterhaltungs- und Dokukanal haben wir auch Testbeiträge in HD (1480 x 1080 bzw.1080 x 720) Hier müssen jedoch alle Komponenten - Computer, Internetanschluss und Monitorauflösung - auf entsprechend hohem Niveau sein, um die Beiträge störungsfrei sehen zu können.

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Frage: Bei manchen Internetfernsehsendern ist das Bild im Vergleich mit einem Fernsehbildschirm noch relativ klein. Wird sich das in Zukunft ändern?

Antwort: Ich gehe davon aus, dass mit dem fortschreitendem Ausbau der Internetverbindungen mehr und mehr Sender die volle TV-Auflösung anbieten. Das Problem neben den Internetzugängen zu Hause, liegt aber auch auf der Serverseite. Schon heute kann man beobachten, dass manche Sender der „Virtuellen Fernbedienung“ von Hit-TV.eu zeitweise nicht erreichbar sind. Das liegt daran, dass die maximale Anzahl der User, die den Stream abrufen können, auf dem Server erreicht sind. Hier muss dann der Sender mehr Kapazität bereitstellen und das kostet mehr Geld. Im Gegensatz zu den klassischen Verbreitungswegen, bei denen die Kosten gleich (hoch) bleiben, ob 1 Zuschauer oder 10 Millionen Zuschauer das Programm anschauen, kosten mehr Zuschauer beim Internetfernsehen den Anbieter mehr Geld. Eine Lösung könnte da die Peer to Peer-Technologie sein, an der derzeitig von einigen Anbietern gearbeitet wird. Hier ist dann jeder Empfänger gleichzeitig Sender und das entlastet natürlich den Hauptsendeserver.
Man sollte außerdem bedenken: Das Internetfernsehen steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber bereits mit dem etablierten Medium Fernsehen, welches es schon über 60 Jahre gibt, verglichen. Denkt man an diese Zeit zurück, so hatte man auch da anfänglich Briefmarkenbilder und Schwarz/Weiss statt Farbe.

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Frage: Wie lang sind die Filmbeiträge von Internetfernsehsendern im Durchschnitt, gibt es auch schon richtige Filme zu sehen?

Antwort: Bei uns sind die Beiträge/Sendungen derzeitig zwischen 20 Sekunden und 1 Stunde lang. Es gibt jedoch kostenpflichtige Portale, die Spielfilme und anderen Content gegen Bezahlung eines Entgeltes anbieten. Diese Downloads sind jedoch fast immer mit einem DRM (Digitales Rechte Management) versehen, damit ist ein Brennen oder Kopieren nicht möglich und der Film läuft nur auf dem Rechner, auf dem man den Content heruntergeladen hat. Dieser ist allerdings dann auch in voller Auflösung und guter Qualität. Interessant, wenn auch nicht unumstritten, sind die sogenannten Online-Videorekorder. Ich selbst nutze SaveTV und kann hier aus über 20 Sendern wählen, was ich aufnehmen möchte und es dann als DivX-Datei (oder wmv-Datei) herunterladen und wie oben beschrieben unabhängig vom Computer anschauen. Der Service kostet zwar auch ein paar Euro, aber mein Videorekorder ist seitdem arbeitslos. Schön ist dabei, dass man mehrere Programme parallel aufnehmen kann. Die Qualität kann sich meist mit VHS messen.
Bei allen gestreamten Sendern, ist es so wie bei den herkömmlichen linearen Sendern. Dass da wenig Spielfilme kommen, ist eher eine Rechtefrage. Das sieht man z. B. beim ZDF, wo der Livestream dann zeitweise nicht zur Verfügung steht.
Auch im Bereich des Content wird sich in den nächsten Jahren viel tun, die großen Filmanbieter stellen sich momentan aber noch dagegen. Es wird jedoch im FreeTV und On Demand für den Zuschauer kostenfreie Filme geben. Hier sind neue Ideen gefragt. Wir haben da bereits auch den einen oder anderen Gedanken, wie man dem Problem gerecht werden kann und für den Zuschauer kostenfrei Filme und anderen Premium Content kostenfrei bieten kann.

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Die Fragen stellte Ernst Probst, Betreiber des Weblogs http://medien-news.blog.de